Archivalie des Monats Januar 2009

Lingen als Universitätsstandort hat eine lange Tradition. Die Hohe Schule wurde 1697 von Wilhelm von Oranien gegründet, um die Reformation in Lingen voran zu treiben und die Stadt zu fördern. Der akademische Unterricht umfasste die Fächer Theologie, Jura, Medizin und Philosophie. Wie dem Catalogus Discipulorum scholae Lingensis, einem Verzeichnis der in Lingen immatrikulierten Studenten ab 1689, zu entnehmen, kamen die Studenten hauptsächlich aus dem Raum Lingen, aber auch aus Tecklenburg, Bentheim, Steinfurt, dem Rheinland und den Niederlanden. An der Ausrichtung der Hohen Schule änderte sich auch nichts nach der Übernahme der Grafschaft Lingen durch Preußen 1702. Der preußische König förderte die Hohe Schule nach Kräften und trieb vor allem die Aufrüstung des Lehrpersonals voran. Neben einem zweiten Theologieprofessor wurden 1706 zwei Exerzitienmeister für Tanzen, Fechten und höfische Umgangsformen eingestellt. Hinzu kam noch eine Lehrerin für Französisch. Um den Standard der Lehre aufrecht zu erhalten, wurde auf die Auswahl der Professoren besonderes Augenmerk gelegt.

Mit einem solchen Bewerbungsverfahren beschäftigt sich die aktuelle Archivalie des Monats Januar 2009, deren Auswahl in Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe der Erstsemester des Instituts für Theaterpädagogik erfolgte.

1722 entspannte sich ein Briefwechsel zwischen dem Kuratorium der Hohen Schule in Lingen und den vorgesetzten Stellen in Berlin, weil der Theologieprofessor Elsner an das Gymnasium Joachimsthal versetzt wurde und die nun vakante Stelle an der Hohen Schule in Lingen neu besetzt werden musste. Dies sollte, so ist es einem Schreiben des preußischen Königs vom 21. Juli 1722 zu entnehmen, möglichst schnell geschehen, damit „bey der studirenden Jugendt durch allzu lange vacantz nichts versäumet werden möge.“ Die Kuratoren der Hohen Schule in Lingen schlugen den Candidatus Theologiae Johann Conrad Danhauer „wegen seiner Capacität, guten Gaben im Predigen wie auch frommen lebens und Wandels“.

Preußenkönig bestätigt Kandidatenkür

Die Wahl wurde letztlich von Friedrich Wilhelm von Preußen bestätigt. Der König bestimmte den Kandidaten gleichzeitig zum dritten Prediger der reformierten Gemeinde in Lingen und wies das zuständige evangelisch-reformierte Kirchendirektorium an, dem Theologen als Gehalt das zu geben, „was sein Vorgänger Elsner zum Salario gehabt.“

Die diesbezügliche Verfügung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm vom 22. Juli 1722 lautet:

Friedrich Wilhelm König in Preußen etc.
Unsern etc. Wir haben Uns von Unserm Evangelischen Re-
formierten Kirchen Directorio allerunterthänigst
Vortragen lassen, was gestalten den nunmehro
Professor Elsner anhero zum Jochimthalischen
Gymnasio beruffen worden, dessen Stelle beym
Lingischen Gymnasio und der Gemeind hinwie-
derumb mit einem tüchtigen Subjecto zubese-
tzen höchstnötig seyn werde, und da hiezu der
Candidatus Theologiae Johann Conrad Danhauer wegen
Seiner Capacität, guten Gaben im Predigen,
wie auch fromen lebens und Wandels
in allerunterthänigsten Vorschlag gebbracht wor-
den ist, ihr auch Unser Geheimer Rat von Danckel-
mann bey eurem allhierseyn gegen dieses Sub-
jectum nichts auszusetzen gehabt, sondern Nah-
mens der Curatoren solches mit guth gefunden.
Als haben Wir höchsteigenhändig allergnädigst
Resolvieret, damit bey der studirenden Jugendt
durch alzulange vacantz nichts verabsäumet wer-
den möge, gemelten Danhauer zum Professor
Theologiae et Linguae Orientalis beym Gymnasio Illustri
wie auch zum dritten Prediger bey der Refor-
mierten Gemeind zu Lingen fordersambt zu be-
ruffen und zubestellen, und wie Wir Ihn hier-
auff die Vocation und bestellung bey Unserm
Evangelisch Reformierten Kirchen-Directorio aus-
fertigen lassen, als habt Ihr die verfügung
zuthun, dass Ihm das jenige was sein Anteces-
sor Elsner zum Salario gehabt, ihm gleichfals
jährlich gereicht und verabfolget werden möge. (…)

 

Pin It on Pinterest

Share This
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner