Fundstelle Spahn
Ein neuer alter Fundplatz
Hümmling (Emsland): Als 1951 beim Kartoffelroden eine römische Bronzestatue zum Vorschein kam und dies damals der einzige Fund war, geriet der Fundort schnell in Vergessenheit. Erst bei Nachforschungen durch die AGL kam dieser Fundplatz wieder ins Gespräch.
Erster Anlauf bei Eiseskälte
Nun machten wir (Archäologische Gruppe Lingen) uns im Januar 2011 auf den Weg, um der Sache auf den Grund zu gehen. Bei Eiseskälte und gefrorenem Boden standen wir nun vor dem Feld, wo angeblich damals der Fund getätigt wurde. Das Gebiet liegt in leichter Hanglage, dass nach Westen abfließt, an einem alten Handelsweg, der vielleicht schon seit tausenden von Jahren genutzt worden ist.
Auf der richtigen Spur
Nach kurzer Zeit fanden sich auch schon einige Keramikscherben, die man der Römischen Kaiserzeit zuordnen konnte. Wir waren anscheinend auf der richtigen Spur. Wir brachen die Exkursion ab, da der Boden gefroren und auch leicht schneebedeckt war, und so Funde bei der Bergung zerbrechen konnten. Etwas wärmeres Wetter musste her, und so warteten wir bis Mitte Februar, um ordentliche Prospektionen durchführen zu können.
Unzählige Keramikscherben und römische Münzen
Es machte sich ein sehr interessantes Fundspektrum auf, das auf eine sehr lange Besiedlungszeit, von der Jungsteinzeit bis hin zur Völkerwanderungszeit, hinweist.
Neben unzähligen Keramikscherben und ein Steinbeil sind dort auch mehrere Glasperlen sowie vermutlich Hüttenlehm, gebrannter Flint und ein Wetzstein geborgen worden, hoch gepflügte Holzkohle war auch im Fundspektrum enthalten. Aber auch weit über 200 Buntmetallartefakte wie Bronzeschmelzen in konzentrierten Bereichen, was eventuell auf Bronzeverhüttung deuten lässt, eine Pfeilspitze aus der älteren Bronzezeit, sowie diverse Metallfunde unter anderem ein Ring aus Bronze mit zwei stilirisierten Pferdeköpfen, Fibeln aus der Zeit vom 1. bis zum 5. Jahrhundert, Teile von Gürtelgarnituren aus der Sächsischen Zeit sowie zahlreiche römische Münzen. An dieser Stelle möchten wir Herrn Bernd Hamborg herzlich für die rasche Bestimmung der Münzen danken.
Mit geschultem Auge und Metalldetektor
Im August 2011 trafen wir uns mit Frau Dr. Fries (Bezirksarchäologin Oldenburg). Sie machte sich einen Überblick der Fundstelle, und wir nahmen dies zum Anlass, mehrere Bohrstockproben zu nehmen.
Die Proben ergaben, dass unter der normalen Pflugschicht ungestörter Boden liegt und so das Feld noch nicht tiefgepflügt wurde.
Wir prospektierten nun die Felder mit dem Auge sowie mit Metalldetektoren bis zum Jahr 2017 mehrfach im Jahr weiter ab, wir investierten also sechs Jahre und unzählige Kilometer in diese Aktion. Alle Funde wurden dokumentiert und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege Hannover gemeldet.
Fundortbesichtigung mit den Wissenschaftlern
Prof. Dr. Ortisi, Provinzialrömische Archäologie, wurde auf uns aufmerksam, und hat den Kontakt zu der Archäologischen Gruppe gesucht. Und so trafen wir uns im Januar 2016 zusammen mit Frau Dr. Fries zu einem Arbeitstreffen im Emslandmuseum in Lingen. Nachdem wir den Fundplatz vorgestellt hatten, gab es wenige Monate später eine Fundortbesichtigung mit Frau Dr. Fries, Prof. Dr. Ortisi, Benno Sager und mir (Ralf Kopprasch) auf dem Hümmling. Herr Prof. Dr. Ortisi war begeistert von den Örtlichkeiten und den Funden und regte eine wissenschaftliche Untersuchung dieses Gebietes an.
Es geht los
Am 14. November 2017 war es dann soweit. Eine Magnetprospektion wurde durchgeführt. Zu diesem Ereignis wurden auch sämtliche bis dahin gemachte Funde Frau Dr. Fries übergeben, die zur genauen Auswertung an zwei Universitäten weitergegeben wurden. Auch die Grundstückseigentümer waren bei dieser Info Veranstaltung dabei, was wir sehr wichtig finden. Ihnen wurde zugesagt, das ohne die Zustimmung der Landwirte keine Eingriffe in den Boden oder Nachteile für die Bewirtschaftung der Flächen entstehen, was viel zu wenig betont wird.
Die Amtsarchäologen übernehmen
Wir haben uns die ersten Ergebnisse der Magnetprospektion anschauen dürfen, und den dazu benötigten Erläuterungen von Herrn Wesemann angehört und waren völlig beindruckt. Das Ganze könnte sich in Zukunft auf diverse Grabungsschnitte ausweiten, die dann eventuell mehrere Jahre in Anspruch nehmen werden. Das heißt, dass jeweils kleine Abschnitte der Fläche, mit Absprache der Landwirte aufgemacht und untersucht werden. Da nun die weitere Arbeit der Amtsarchäologie obliegt, können wir im Vorfeld keine weiteren Infos herausgeben.
Wir sind nun gespannt, was nach fast 7 Jahren ehrenamtlicher Prospektion herauskommt. Fortsetzung folgt …
Fotos: Archäologische Gruppe Lingen
Text: Ralf Kopprasch, Lingen 2018