Heraldik

Wappen der Stadt Lingen

Niedergrafschaft Lingen

Die ersten Wappen

Die Spuren der ersten Wappenvorkommen verlieren sich in der Dunkelheit der grauen Vorzeit. Die Wappen, zuerst bei den Fürsten und Rittern, gingen im Laufe der Zeit auf den freien Bürger, den freien Bauern und öffentliche Körperschaften über. Auch im kirchlichen Bereich hielten sie Einzug. Das erste Auftreten von Wappen in den Gemeinden geht auf die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Die Städte führten schon früh eigene Wappen.

Das historische Wappen der Niedergrafschaft Lingen

Das historische Wappen der Niedergrafschaft Lingen zeigt an blauem Feld einen goldenen Anker. Auf dem Helm zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern zwei in Andreaskreuzform gestellte blaugoldene Fahnen.

Landkreis Lingen

Wappenbeschreibung: Unter goldenem Schildhaupt, darin neben einander drei natürliche, gestielte grüne Seerosenblätter, in blauem Feld ein goldener Anker.

Wappengründung: Der Anker, das alte Wappenbild der Niedergrafschaft Lingen, basiert auf der historischen geschichtlichen Vergangenheit. So ist er im großen königlich preußischen Wappenschild in Feld 42 aufgeführt. Die Seerosenblätter, dem Stadtwappen von Freren entnommen sollen auf die geographische Lage dieses Ortes auf einem Sandhügel zwischen umfangreichen, jetzt ausgetrockneten Sümpfen des Flußgebietes der Aa erinnern.

Als Ganzes soll das Wappen die Zusammengehörigkeit des wichtigsten Teiles der früheren Niedergrafschaft Lingen symbolisieren. Die Niedergrafschaft gehörte den Grafen von Tecklenburg. Verliehen durch Erlaß des Preußischen Staatsministers ein 11. Oktober 1935 – St.M.I. 9788/V. a 111. 1741.11.35. Erloschen durch die Bildung des Großkreises Emsland am 31 Juli 1977.

Entwurfsbearbeiter: Heraldiker G. Wolf Close, Berlin-Wilmersdorf

Wappen der Stadt Lingen
Wappen der Stadt Lingen

Königreich Preußen

Von 1702 bis 1806 gehörte die Grafschaft Lingen zum Königreich Preußen. Im großen preußischen Staatswappen erscheinen der Lingener Anker und die drei Tecklenburger Herzen in einem gemeinsamen Wappenfeldsh. 2. Reihe v. unten, 2. Zeile v. links

Wappen und Siegel der Stadt Lingen

von Dr. Mirko Crabus

Das Lingener Stadtwappen lässt sich erstmals auf einem Siegelabdruck des Lingener Stadtrats aus dem Jahre 1394 belegen. Das Siegel zeigt einen großen Turm, der von zwei kleineren Türmen eingerahmt ist, und verweist damit auf die Befestigungsanlagen als Symbol für die Wehrfähigkeit und den städtischen Charakter von Lingen. Die beliebte Interpretation, die drei Türme wiesen auf die drei Lingener Stadttore Burgtor, Lookentor und Mühlentor, ist hingegen wenig wahrscheinlich. Türme sind keine Tore, und die Dreizahl ist ein in der Heraldik häufig wiederkehrendes Motiv. Die Umschrift des Siegels lautet „S’[IGILLVM] . SCHABINO[RVM] . IN . LINGHE[N]“, also „Siegel der Schöffen in Lingen“. Das ganze Siegel hat einen Durchmesser von etwa 4 cm. Ein zweiter Abdruck findet sich an einer Urkunde aus dem Jahre 1521.

Beim großen Stadtbrand des Jahres 1548 wurde das Lingener Rathaus zerstört, und offenbar ging dabei auch das Siegel verloren. Jedenfalls ließ man ein Jahr später ein neues Siegel stechen, etwas kleiner als das alte und mit der Umschrift „S(IGILLVM) SIVITATIS LINGHE“, also Siegel der Stadt Lingen. Die Ziffern 4 und 9 verweisen auf das Entstehungsjahr. Lange wurde dieses Siegel aber nicht geführt. Spätestens 1597 wird es von einem dritten Siegel abgelöst, das während des 17. Jahrhunderts in Gebrauch blieb.

Im 18. Jahrhundert kam erstmals ein Siegel auf, bei dem alle drei Türme gleich hoch waren. Überliefert ist etwa ein Siegelabdruck von 1740. Es zeigt in rotem Siegelwachs das Wappen mit zwei Löwen als Schildhalter. Die Umschrift lautet – wie schon bei seinem Vorgänger – „SIGILLVM CIVITATIS LINGENSIS“. Das neue Siegel scheint nach dem Übergang Lingens in den preußischen Herrschaftsbereich 1702 entstanden zu sein. Als die Stadt 1711/12 den Lingener Goldschmied Jan Thiel für das Stechen eines silbernen Stadtsiegels bezahlte, dürfte es sich um genau dieses Siegel gehandelt haben.

Die drei Türme bilden noch heute – inzwischen wieder in unterschiedlicher Höhe – das Lingener Stadtwappen. Das Siegel von 1597 aber erlebte eine kleine Renaissance, als 1975 anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Stadt eine Gedenkmünze gedruckt wurde. Sie nahm das alte Siegelmotiv wieder auf.

Was die Stadt Lingen übrigens niemals besessen hat, ist ein Siegel mit Ochsenkopf, obwohl dies die ältere Forschung gerne behauptete. Der Siegelabdruck, auf den man sich bezog, stammte aus dem Jahr 1511 und existiert heute offenbar nicht mehr. Die Hausmarken aber, die sich rechts und links vom Ochsenkopf befunden haben sollen, verweisen eindeutig auf ein Privatsiegel.

Wappen der Stadt Lingen

Abb. 1:
Siegelabdruck von 1394

Wappen der Stadt Lingen

Abb. 3:
Siegelabdruck von 1573

Wappen der Stadt Lingen

Abb. 5:
Siegelabdruck von 1740

Wappen der Stadt Lingen

Abb. 2:
Siegelabdruck von 1521

Wappen der Stadt Lingen

Abb. 4:
Siegelabdruck von 1597

Wappen der Stadt Lingen

Abb. 6:
Gedenkmünze von 1975

Wappenbeschreibung (Blasonierung)

In rotem Feld drei schwebende goldenen Türme mit stützenförmigen Sockeln, von denen der mittlere die seitlichen nach oben und nach unten überragt. Der Schild wird mit einer goldenen Krone (Rangkrone) überhöht und von zwei goldenen, stehenden Löwen (Schildhaltern) flankiert, die auf einem von einer Muschel ausgehenden Rankenwerk stehen. Der Schwanz des Löwen wird entweder einfach oder doppelt dargestellt.

Wappenbegründung

Die drei Türme weisen auf die drei Stadttore hin: Burg-, Looken- und Mühlentor. Bei der Rangkrone handelt es sich um eine so genannte Marquis- oder Markgrafenkrone (Stirnreif mit drei Blatt- und zwei Perlzinken, auf denen je drei Perlen sitzen). Diese Rangkrone fand vor allem in Frankreich, Spanien und den Niederlanden Verwendung. In Deutschland, Österreich und Schweden wurde sie als alte Grafenkrone bezeichnet. Ihre Verwendung als Rangkrone im Stadtwappen von Lingen weist möglicherweise auf die Grafschaft Lingen und die Grafen von Tecklenburg hin. Über die Deutung der Schildträger gibt es unterschiedliche Meinungen. Der Heraldik (Wappenkunde) nach, gehören sie zu den Pracht- oder Prunkstücken des Wappens, geben keine weitere Erläuterung zum Wappeninhaber und haben rein dekorativen Charakter. Oftmals leitet man aber von den Wappentieren besondere Eigenschaften ab. Löwen als Schildhalter werden etwa als Zeichen besonderen Mutes und Stärke des Wappeninhabers gedeutet.

Literatur:
– F. Beck/E. Henning (Hrsg.): Die archivalischen Quellen, S. 307-318;
– Walter Leonhard, Das große Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung;
– V. Filip: Einführung in die Heraldik, Stuttgart 1999 (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen 3);
– W. Ehbrechert (Hrsg.): Lingen 975-1975, S. 262.
– H. Fettweis, Die Wappen der Städte, Gemeinden und Altkreise im Emsland.

Pin It on Pinterest

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner