Karl-Ludwig Galle stellt Chronik vor
Lingen. „Dieses Buch informiert darüber, wie ein Teil der Lingener Jugend den Übergang aus dem Nationalsozialismus in die Wiederaufbaujahre bewältigte, es erinnert an den Neubeginn des kulturellen Lebens unter schwierigen Bedingungen und liefert schließlich auch Fakten über die Lebensverhältnisse in Lingen aus einer Zeit, aus der vergleichsweise wenig Quellen überliefert sind.“
Neubeginn des kulturellen Lebens
Mit diesen Worten führte der ehemalige Lingener Stadtarchivar Dr. Ludwig Remling in das jüngst erschienene Buch „Sing- und Spielkreis Lingen. Geschichte einer Jugendgruppe 1945–1953“ von Karl-Ludwig Galle ein. Neben einigen an der Heimatforschung interessierten Lingenern waren dabei auch einige noch in der Region lebende Mitglieder dieses Kreises zur Buchvorstellung in das Kutscherhaus des Emslandmuseums gekommen.
Zu Ehren des Chorleiters Herbert Langhans
Der Sing- und Spielkreis bestand lediglich acht Jahre — er löste sich im Frühjahr 1953 nach dem Weggang des letzten Dirigenten Gottfried Piper auf, nachdem laut Remling kein Nachfolger mehr gefunden werden konnte: „Für die nachrückenden Jahrgänge, die bereits unter besseren Lebensbedingungen heranwuchsen, hatte der Chor schlicht nicht mehr die gleiche existenzielle Bedeutung wie für die Gründungsmitglieder.“ Die Vorgeschichte des Kreises ging dabei bis ins Kriegsjahr 1943 zurück — auch auf diese Zeit geht der Autor Karl-Ludwig Galle, der selbst Mitglied und mehrere Jahre Chronist der Gruppe war, in seinem Buch ein. Dieses erscheint nun zu Ehren des 90. Geburtstages des langjährigen Chorleiters Herbert Langhans in zweiter Auflage.
Eeine Art Insel in stürmischer See
Im mit viel Akribie zusammengestellten Buch wird deutlich, welch verbindende Gemeinschaft, welchen Zusammenhalt und welche Gestaltungsmöglichkeiten dieser Kreis den Mitgliedern in einer Zeit allgemeiner Orientierungslosigkeit bot. „Wir wollten leben — mit diesen prägnanten Worten umschrieb unser Chorleiter Herbert Langhans die Grundlage unseres Kreises. Er war für uns einfach ein Glücksfall, eine Art Insel in stürmischer See, auf der wir uns wohlfühlten“, erläuterte der Verfasser sein Werk, welches laut eigener Aussage keine wissenschaftliche Ausarbeitung ist. Viele authentische Berichte von gemeinsamen Fahrten, Übungsabenden und Auftritten in der frühen Nachkriegszeit sowie nicht zuletzt Mitgliederlisten und viele Originalfotos machen dieses Buch aber für jeden an dieser Zeit interessierten Emsländer zu einer wahren Fundgrube.
Heimatverein unterstützt Veröffentlichung
„Der Heimatverein Lingen hat daher gerne dem Wunsch seines langjährigen Mitglieds Karl-Ludwig Galle auf Herausgabe dieser Arbeit entsprochen“, freute sich die Vorsitzende Johanna Rickling über das neueste Buch des Heimatvereins.
Das 172-seitige Werk ist ab sofort im Buchhandel (ISBN 3-9805696-5-9) erhältlich. Unter der Telefonnummer 0591/9167111 oder per E-Mail s.schwenke@stadtarchiv-lingen.de ist es zudem im Lingener Stadtarchiv bestellbar.
Quelle: nach Carsten van Bevern, Lingener Tagespost, 13.12.2010