„Heilkräuter, die haben wir auch gesammelt!“, erinnert sich eine Rentnerin beim Anblick der Fototafeln, während einen Schritt weiter entfernt eine andere Dame schon alte Klassenkameraden auf Fotos wiedererkannt hat. Wie zahlreiche andere Gäste aus allen Altersgruppen besuchten sie das Stadtarchiv Lingen am „Tag der offenen Tür“, der anlässlich des 20-jährigen Archivbestehens in den Räumen der Baccumer Straße 22 letzten Samstag veranstaltet wurde.
Heinz Buss, Schulleiter des Gymnasiums Georgianum, und OStR Johanna Rickling, die das Projekt „Jugend während der NS-Zeit in Lingen“ mit ihrer Klasse durchgeführt hatte, zeigten sich ebenfalls begeistert von der Ausstellung, die das Stadtarchiv auf der Basis der Schülerarbeiten präsentierte. Fotos, Dokumente und Zeitzeugenaussagen versetzten den Betrachter auf vielfältige Art zurück in die Zeit zwischen 1933 und 1945. Klara Begger, die zwei Schülern als Interviewpartnerin zur Verfügung gestanden hatte, war sehr angetan von deren Arbeit, als sie das Ergebnis in der Ausstellung eingehend besichtigte. Aufgrund der vielen Nachfragen, ob die Ausstellung auch später noch besucht werden könne, entschloss sich Schulleiter Buss, die Tafeln in den nächsten Wochen im Georgianum aufzustellen. Zu einem späteren Zeitpunkt sind sie dann im Rathaus zu besichtigen.
Große Resonanz erhielten auch der Arbeitskreis Lingener Familienforscher, der unter der Leitung von Joachim Schulz unzählige Anfragen nach Familienangehörigen und Möglichkeiten der Recherche beantwortete. Besonders gern nahmen die Besucher auch die Karte mit, auf der die Verbreitung ihres Nachnamens verzeichnet war. „Das haben wir ja noch nie gehört, dass es den Namen dort auch gibt!“, war die Überraschung manchmal groß. Es zeichnete sich deutlich ab, dass die sympathische Runde der Familienforscher, die von Stammbäumen über Lebensgewohnheiten verschiedener Generationen bis hin zu Auswanderungen Heimat- und Familienkunde betreiben, auf ihren Treffen bald ein paar Stühle mehr bereithalten muss.
Archivleiter Dr. Ludwig Remling kam kaum dazu, sich zwischenzeitlich einen Kaffee zu gönnen, so interessiert stürmten alte und an diesem Tag neu gewonnene Liebhaber des Archivs mit Fragen auf ihn ein. Mitarbeiter Ulrich Brinker führte jeden Besucher auf Wunsch persönlich durch das Magazin, woraufhin angeregte Gespräche über Archivtechnik und Lagerung der Archivalien entstanden.