Vortragsveranstaltung der Familienforscher Lingen

Die Emslandlager und der Nationalsozialismus in der Region

Lingen: Das Thema Emslandlager bewegt die Menschen sehr, das zeigte die große Zahl interessierter Zuhörer im Saal Timmer. Anlässlich eines adventlichen Vortragsabends hatte der Arbeitskreis Lingener Familienforscher eingeladen.

Der Arbeitskreis Familienforschung hatte diese Veranstaltung mit Unterstützung des Heimatvereins Lingen organisiert. So galt der Dank von Arbeitskreissprecher Joachim Schulz ganz besonders der 1. Vorsitzenden des Heimatvereins Lingen, Johanna Rickling und seinen beiden Kollegen Ansgar Benedixen und Gerda Nichau.

Den diesjährigen Vortrag mit dem Titel „Hölle im Moor. Die Emslandlager und der Nationalsozialismus in der Region“ hielt die studentische Mitarbeiterin der Gedenkstätte Esterwegen, Lea Horstmann, und zeichnete darin die Geschichte der Emslandlager und des Nationalsozialismus in der Region nach.

Übersichtskarte der Emslandlager

15 Lager im Emsland und der Grafschaft Bentheim

Zwischen 1933 und 1945 existierten im Emsland und der Grafschaft Bentheim insgesamt 15 Konzentrations-, Strafgefangenen- und Kriegsgefangenenlager. Sie dienten im Terrorsystem des NS-Regimes der Inhaftierung von Menschen, die aus verschiedensten Gründen der nationalsozialistischen Verfolgung ausgeliefert waren. Das Lagersystem war eng mit der Region und ihrer Bevölkerung verknüpft. Eine thematische Fokussierung setzte die Referentin auf die Verbindungen zwischen den Emslandlagern und Lingen sowie ihrer Bevölkerung. So war bereits im Sommer 1933 das Hochbauamt Lingen an der Errichtung der Konzentrationslager Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum beteiligt.

ehemaliger Wehrmachtschießplatz

Hinrichtung auf dem Schießplatz in Lingen-Schepsdorf

In den Emslandlagern wurden aber auch Menschen aus Lingen, die aus verschiedensten Gründen der nationalsozialistischen Verfolgung ausgeliefert waren, inhaftiert. Unter ihnen war auch Bernhard Börgermann, der 1934 aufgrund seiner Beteiligung an einer Widerstandsgruppe zu 5 ½ Jahren Haft verurteilt und daraufhin in den Strafgefangenenlagern Neusustrum und Aschendorfermoor interniert wurde. 1950 enttarnte Bernhard Börgermann zusammen mit einem anderen ehemaligen Häftling den in einer Lingener Bäckerei arbeitenden ehemaligen SS-Scharführer Bernhard Rakers, der daraufhin vom Osnabrücker Landgericht aufgrund seiner in verschiedenen Lagern begangenen Verbrechen in zwei Prozessen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurde. Heute erinnert in Lingen-Schepsdorf ein Gedenkstein an die zwölf Mitglieder der belgischen Widerstandsgruppe ‚De Zwarte Hand‘, die am 7. August 1943 auf dem Schießplatz in Lingen-Schepsdorf hingerichtet wurden.
Nach dem Vortrag fanden ein interessanter Austausch und ein gemeinsames Abendessen statt.

Text: Horstmann, Lea,Gedenkstätte Esterwegen, 2023

BU 1: Mitglieder des Vorstandes des Heimatvereins Lingen mit der Referentin. (Von links nach rechts: Dr. Ludwig Remling, Johanna Rickling, Gerda Nichau, Lea Horstmann, Joachim Schulz).
Quelle: Arbeitskreis Lingener Familienforscher / Joachim Schulz, Lingen 2023

BU 2: Übersichtskarte der Emslandlager.
Quelle: Archiv der Gedenkstätte Esterwegen

BU 3: Auf dem ehemaligen Wehrmachtschießplatz befand sich der ort der Hinrichtung
Quelle: Stadtarchiv Lingen, Fotosammlung Nr. 3402

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