von Johannes Franke und Hanni Rickling
An der diesjährigen Mitgliederversammlung nahmen 130 Mitglieder teil. In ihrem Jahresrückblick zeigte die 1. Vorsitzende Fotos aus dem umfangreichen Programm des Heimatverein auf. Vorträge, Sonderführungen durch Ausstellungen, thematische Stadtbesichtigungen, Lesungen, Fahrten, Wanderungen, Radtouren sowie Einblicke in die Arbeit der Familienforscher zählten zu den mehrmals monatlich gut besuchten Veranstaltungen.
Volles Haus im Emslandmuseum
Ein Highlight war 2018 die Silvesterveranstaltung im Emslandmuseum und Kutscherhaus. Dreimal musste Museumsleiter Andreas Eiynck seinen Vortrag „Lingen vor 100 Jahren“ halten. Bis weit in die Burgstraße standen die Leute Schlange.
Frisch gebackene Neujahrshörnchen im Kutscherhaus
Im Kutscherhaus bewirtete der Heimatverein die Gäste mit Hörnchen und Kuchen, mit Kaffee und Glühwein. Heinz Lübbers und Hermann Stallo haben an diesem Nachmittag 300 Hörnchen gebacken. Vorstandkollegen und Mitglieder des Heimatvereins schenkten Kaffee ein und verkauften 50 Berliner und 130 Stücke Kuchen.
In der gemütlichen Atmosphäre des Kutscherhauses kam es dabei immer wieder zu anregenden Gesprächen. Den Erlös des Nachmittags: 990,57 Euro erhielt die Telefonseelsorge Emsland – Grafschaft Bentheim. Einen detailierten Bericht zur Überreichung der Spende und Arbeit der Telefonseelsorge finden Sie hier.
Dank der Vorsitzenden an Hermann Meß
Im weiteren Verlauf ihres Jahresrückblicks ging Hanni Rickling auf bewährte Kooperationen mit dem Stadtarchiv, dem Forum Juden-Christen, der Stadtbibliothek und insbesondere mit dem Museum ein. Aufgrund der engen Verzahnung mit anderen Organisationen und Vereinen könne in heutiger Zeit ein städtischer Heimatverein überhaupt gedeihen, betonte die 1. Vorsitzende. Sie freue sich über 23 Neuzugänge, der Heimatverein zähle zur Zeit 466 Mitglieder.
Hermann Meß verwies beim Rechnungs- und Kassenbericht unter anderem auf die sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben. Nach einstimmigem Votum wird sich der Mitgliedsbeitrag um 5 Euro auf jährlich 25 Euro ab 2020 erhöhen. Hanni Rickling bedankte sich herzlich bei Hermann Meß für die exakte Rechnungsführung und die große Unterstützung bei der Vereinsarbeit.
Der Vorstand ist breit aufgestellt
Die Mitgliederversammlung sprach dem Vorstand einstimmig die Entlastung aus. Bei den anstehenden Vorstandsneu- und Wiederwahlen erklärten sich die Kandidaten bereit, ihr Amt für weitere drei Jahre zu übernehmen.
Das Foto zeigt den Vorstand im Jahre 2019, von links nach rechts:
Hermann Stallo, Hermann Meß ,Karl-Heinz Vehring, Alfons Janßen, Benno Vocks, Hanni Rickling, Josef Lüken, Gerda Nichau, Heinz Buss, Georg Wichmann, Dr. Ludwig Remling, Ansgar Benedixen
es fehlen Dr. Mirko Crabus, Dr. Andreas Eiynck, Heinz Lübbers, Joachim Schulz
Dank an Hella Kreft
Besonders bedankte sich Hanni Rickling bei der seit 2001 im Vorstand tätigen Hella Kreft. Kreft organisierte mit viel Engagement über 18 Jahre die beliebten sonntäglichen Fahrradtouren durch das reizvolle Emsland. „Wir werden dich vermissen, deine Gradlinigkeit, deinen Humor“, betonte die Vorsitzende und überreichte einen Blumenstrauß.
Der reiche Onkel in Amerika
„Der reiche Onkel in Amerika – Lebenswege wirtschaftlich erfolgreicher Auswanderer aus dem Raum Lingen“, lautete der Vortrag des ehemaligen Stadtarchivars Ludwig Remling. Beinahe 20000 junge Menschen seien vor dem Ersten Weltkrieg aus Lingen und Umgebung überwiegend nach Nordamerika ausgewandert. Sie alle leisteten Pionierarbeit, brachten es zu hohem privatem und gesellschaftlichem Wohlstand und Ansehen. Zu ihnen zählen die Gebrüder Hülmann, die Brüder Rogge und Albers, Georg Kerckhoff und Karl Kobert. Noch heute sind ihre Produkte in Amerika zu kaufen. Das Hulmann-Backpulver „Clabber Girl“ oder „Albers Corn Meal“ gehören dazu.
Erfolgreiche Auswanderer aus dem Raum Lingen
Seit die Herkunft des Großvaters des amerikanischen Präsidenten Donald Trump aus einem Dorf in der Pfalz in den Medien thematisiert wird, findet die Frage nach wirtschaftlich erfolgreichen Einwanderern aus Deutschland wieder vermehrt an Interesse. So haben die Gründer einiger der bekanntesten amerikanischen Firmen deutsche Wurzeln. Zu nennen sind u.a. die Jeans von Levi Strauss, der Ketchup-Firma Heinz, der Flugzeugfirma Boeing und die Brauerei Anheuser & Busch mit ihrem berühmten Budweiser Bier.
Auch aus Lingen kamen Einwanderer, die wirtschaftlich erfolgreich waren und deren Produkte landesweite Verbreitung fanden: Der Lebensmittelproduzent und –großhändler Herman Hulman (Hülmann) mit seinem Backpulver Clabber Girl Baking Powder“, die von Bernard Albers gegründete Großmühlenfirma mit ihrem „Corn meal“, Charles Kobert, der Teilhaber an einer Whiskey-Firma war, und der vielseitige William Kerckhoff, der Kalifornien mit Elektrizität und Gas versorgte.
Huilmann aus Lingen erfolgreich in Backpulver
Das Foto zeigt den Kutschwagen mit Werbung für das „Clabber Baking Powder“ der Firma Hulman & Co. Hermann Huilmann aus Lingen machte das von seinem Bruder Franz Huilmann in Terre Haute (Indiana) gegründete Kaufhaus zu einem der bedeutendsten Großhandelsunternehmen im Mittleren Westen der USA. Das von seiner Firma entwickelte „Clabber Baking Powder“ hatte Ende des 20. Jahrhunderts in der Backpulverproduktion noch einen Marktanteil von 65 Prozent.
Die Gebrüder Albers aus Lingen hatten bei Verwandten in Brögbern das Müllerhandwerk erlernt. Sie beherrschten seit Ende des 19. Jahrhunderts den Getreidehandel und die Mehlproduktion an der Westküste der USA.
Großes Interesse an den Auswanderern
Hanni Rickling bedankte sich im Namen aller bei Dr. Ludwig Remling für seinen Bildervortrag. Das Thema regte zu regen Nachfragen und Diskussionen ein.
Auch anschließend diskutierten Dr. Ludwig Remling mit Vorstandsmitglied Heinz Buss und Verleger Georg Aehling das Auswandererthema.
Gespräche am Rande
Die Mitgliederversammlung schloss mit einem gemeinsamen Abendessen. Viele Mitglieder nutzten des Abend zu interessanten Gesprächen untereinander.