Das Thema Auswanderer fasziniert auch heute wieder jung und alt, das zeigte die große Zahl interessierter Zuhörer im Saal Timmer. Anlässlich eines weihnachtlichen Vortragsabends hatte der Arbeitskreis Familienforschung zum Thema „USA-Auswanderer aus dem Kirchspiel Salzbergen – Zielorte, Karrieren, Schicksale“ eingeladen.

Der Arbeitskreis Familienforschung unter Leitung von Dr. Ludwig Remling und Joachim Schulz hatte diese Veranstaltung mit Unterstützung des Heimatvereins Lingen organisiert. So galt der Dank von Schulz ganz besonders der 1. Vorsitzenden des Heimatvereins Lingen, Johanna Rickling. Warum faszinieren die Auswanderergeschichten auch heute wieder viele Menschen, fragte Arbeitskreissprecher Joachim Schulz. Da auch aus dem Emsland zahlreiche Personen ausgewandert sind, gibt es in vielen Familien Anknüpfungspunkte. Insgesamt 41,8 Millionen Menschen aus verschiedenen Nationen wanderten zwischen 1820 und 1985 in die Vereinigten Staaten ein. Die Deutschen stellen mit 17, 1 % die größte Gruppe. Darunter auch zahlreiche Emsländer.

Von Salzbergen in die Neue Welt

Als fachkundige Referentin hatten die Organisatoren Karin Geerdes, engagierte Familienforscherin im Heimatverein Salzbergen eingeladen. Anhand einer reich bebilderten Präsentation verfolgte Karin Geerdes die spannenden Spuren der Auswanderer in der neuen Welt. Grundlage ihres Vortrages waren die Recherchen des Heimatvereins Salzbergen zu Auswanderungen aus dem Kirchspiel Salzbergen für eine Ausstellung. Ca. 300 Namen von Salzbergener Emigranten konnten ermittelt werden. Von einem Drittel dieser Menschen konnte der weitere Lebensweg verfolgt werden. Neben der vorhandenen Literatur hier in Deutschland, wurden die Möglichkeiten der Online-Recherche genutzt und verschiedene Quellen in den Vereinigten Staaten ausgeforscht. So war es möglich, dass an die 30 Kontakte in 15 verschiedene Bundesstaaten der USA geknüpft werden konnten, viele davon mit Nachfahren von Salzbergener Auswanderern. Karin Geerdes gelang es, anhand von Bildern, Nachrufen, Erinnerungskarten und Briefen die menschlichen Schicksale hinter den Auswanderern lebendig werden zu lassen. Angesteuert wurden die Zielorte der Auswanderer, verfolgt wurden die schweren Schicksale einzelner emsländischer Auswanderer, aber auch die Karrieren einzelner Salzbergener Auswanderer im Land der unendlichen Möglichkeiten. Eine Erfolgsstory war die Geschichte der Familie Hulman in der heute 60.000 Einwohner fassenden Stadt Terre Haute im Bundesstaat Indiana.

Ein amerikanischer Traum wird Wirklichkeit

Herman Hulman wurde 1831 in Lingen geboren. Er war der Enkel des aus Bexten stammenden Bernhard Theodor Huelmann. Er wanderte 1854 aus und übernahm 3 Jahre später das von seinem tödlich verunglückten Bruder gegründete Kaufhaus in Terre Haute / Indiana. Herman Hulman führte mit der Hilfe seines Bruder Theodore die Firma weiter und baute das Imperium aus. 1869 brachte die Hulman Company ein Backpulver auf den Markt unter dem Namen „Clabber Girl Baking Powder“ und fuhr damit ungeahnte Gewinne ein. „Clabber Girl“ ist bis heute ein Markenname in den USA, in etwa vergleichbar mit „Dr. Oetker“.

Die Hulman Company wurde in den Jahrzehnten danach auch auf anderen Geschäftsfeldern aktiv. So kaufte man eine Brennerei auf und gründete eine Reinigungsfirma. Auch Fernseh- und Radiostationen befinden sich heute im Besitz der Familie. 1945 kaufte der Enkel Herman Hulmans, Anton Hulman, die Motorrennstrecke von Indianapolis. Nicht nur auf Grund dieser seltenen Erfolgsgeschichte, sondern auch wohl wegen der permanenten Unterstützung wohltätiger Zwecke durch die Familie Hulman in Terre Haute findet man dort heute z.B.: Den internationalen Flughafen Hulman Field, die Rose-Hulmann-Universität, das Hulman Sportcenter, die Hulman Straße und den Hulman-Golfplatz.

Eine lebhafte Diskussion über die Recherchemöglichkeiten der heutigen Auswanderer-Nachkommen schloß sich an. Diskussionsleiter Dr. Ludwig Remling erläuterte die Siedlungsströme und Orte emsländischer Auswanderer in den Vereinigten Staaten. So siedelten viele Auswanderer aus Handrup, Messingen, Brümsel, Langen und Gersten im Bundesstaat Minnesota, Auswanderer aus der Grafschaft Bentheim ließen sich vermehrt im Bundesstaat Michigan nieder. Dort findet man auch Ortschaften wie Holland oder Bentheim. Sehr viele Salzbergener wählten aber auch die deutsche Hochburg der damaligen Zeit in den USA als neuen Wohnsitz, Cincinnati in Ohio. So z.B. auch die Heuerlingsfamilie Warburg, zuletzt wohnhaft in Holsten, deren Vorfahren von dem Hof Warburg in Steide stammten.

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