Familienforscher besuchen Hollandgängerausstellung
Der Schepsdorfer Heimatvereinsvorsitzende Willi Terhorst führt nach einer kurzen Begrüßung, den Arbeitskreis der Lingener Familienforscher durch die neu gestaltete Hollandgängerausstellung.
„Schepsdorf hat Jahrhunderte von der Hollandgängerei gelebt“, sagt Heimatvereinsvorsitzender Terhorst. So erinnert er an die vielen Gaststätten, die es zu vergangener Zeit im Ort gab. Die Ausstellung ist eine Erinnerungsstätte an die vielen Menschen, die im Laufe der Jahrhunderte durch Schepsdorf gezogen sind.
Tautz gestaltet Figur der Dienstmagd
Der Lohner Künstler Wolfgang Tautz hat unter anderem mit der Figur einer Magd die Ausstellung mitgestaltet.
Hollandgänger waren Menschen, die vom 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in den Sommermonaten aus Nordwestdeutschland in die benachbarten Niederlande zogen, um dort zu arbeiten. Der Schepsdorfer Heimatvereinsvorsitzende Willi Terhorst erklärt diese „saisonale Arbeitsmigration“ mit einem alten Spruch: „War in der Heimat wieder Not, in Holland gab es Lohn und Brot.“
Viele Menschen ohne Arbeit suchten ihr Glück
Damals herrschten in den Niederlanden Arbeitskräftemangel und es wurden hohe Löhne gezahlit. In Nordwestdeutschland waren die Löhne niedrig und es gab einen Überschuss an arbeitssuchenden Menschen. So ist die Ausstellung jetzt stärker auf Schepsdorf und das südliche Emsland zugeschnitten. Es gab für die Hollandgänger drei Routen um die damals weit ausgebreiteten Moore und einen Seeweg. Die mittlere Route führte bei Schepsdorf über die Ems.
Warum neu?
Die vor 20 Jahren durch den Schepsdorfer Heimatverein angekaufte Wanderausstellung zu den Hollandgängern ist in die Jahre gekommen und musste überarbeitet werden. Neue Erkenntnisse wurden eingearbeitet. Der 35-jährige Ethnologe Hannes Kiebler hat im Rahmen des Projektes „Musealog“,gemeinsam mit dem Lohner Künstler Wolfgang Tautz, die Ausstellung in Schepsdorf nicht nur optisch wieder auf Vordermann gebracht. Im Laufe der Jahre habe man neue Dinge erfahren, die nun Eingang in die überarbeitete Ausstellung gefunden hätten.
Infotafeln auf deutsch und niederländisch
Und diese Route wurde, mithilfe der Illustration, von Tautz nachgezeichnet. Tafeln in deutscher, und wenn sie umgeklappt werde, niederländischer, Sprache erklären, was die Hollandgänger auf ihrem Weg von Freren über Thuine nach Schepsdorf und weiter nach Lohne erlebt, erlitten und erduldet haben. Zum Höhepunkt der Hollandgängerei Mitte des 18. Jahrhunderts waren es 30.000 Menschen jährlich, die sich auf den Weg in das Nachbarland begaben.
Schwierige Arbeitsbedingungen
In Holland waren die als Saisonkräfte beschäftigten Deutschen im Torfabbau tätig, mähten Gras oder fuhren im Fischfang auf Wal oder Hering zur See. „Ob es dabei besser war, beim Torfabbau im Moor bis zur Hüfte im kalten Wasser zu stehen oder von 2 Uhr morgens bis zum Umfallen Gras zu mähen?“
Auch im Handwerk haben die Hollandgänger gearbeitet. Frauen waren als Dienstmädchen tätig. Aber egal, in welchem Berufszweig sich die Menschen verdingten: Eines war bei fast allen gleich. Ihren Lohn, von dem sie die zurückgebliebenen Familien ernähren mussten, erhielten die Menschen erst ganz am Ende der Saison. So ist es verständlich, das sie ihre Verpflegung mit nach Holland schleppten. Ein hoher Schrank, gefüllt mit Eiern, Wurst und Brot, zeugt in der Ausstellung davon, welche Last die Hollandgänger mit sich trugen.
Mord, Totschlag und Räuberbanden
Zurück war die Last leichter, aber der gefüllte Geldbeutel der Hollandgänger führte im Einzelfall zu Mord und Totschlag untereinander; zog Räuberbanden an. Auch davon berichtet die Ausstellung im Schepsdorfer Heimathaus.
„Tödden“ gründen C&A
Als besondere Form der Hollandgänger werde, die sogenannten„Tödden“bezeichnet. Sie verkauften vornehmlich Leinenstoffe und richteten mit der Zeit feste Geschäfte in den Niederlanden ein, aus denen teilweise Konzerne entstanden. Einer dieser Händlerfamilien entstammten die Brüder Clemens und August Brenninkmeiyer. Sie gründeten C&A.