von Dr. Andreas Eiynck
Lingen ist eine alte Festungsstadt. Straßennamen wie Burgstraße und Castellstraße, Am Pulverturm und Am Wall halten die Erinnerung an die früheren Festungswerke lebendig. Doch aus außerhalb der Innenstadt gibt es Bezeichnungen, die an alte Festungswerke erinnern.
Da ist zunächst die Schwedenschanze, deren Name zum ersten Mal in den Flurkarten des 19. Jahrhunderts verzeichnet ist. Die gleichnamige Straße führte früher von der Lookenstraße aus entlang der Kokenmühle in das Strootgebiet. Der vordere Teil bis zur Bahnstrecke trägt heute den Namen „An der Kokenmühle“, das äußere Ende reicht bis zur Kiesbergstraße.
Auf einer Karte aus dem 17. Jahrhundert trägt dieser Weg die Bezeichnung: „Den Wech nae den Nieuwen Wall“. Dieser „Neue Wall“ markierte früher vermutlich die Grenze zwischen der Lingener Stadtflur und der Bauerschaft Laxten und ist heute im Straßennamen „Neuer Wall“ dokumentiert.
An der Stelle des früheren Bahnübergangs Schwedenschanze führt heute eine Fahrrad- und Fußgängerbrücke über die Bahnlinie. Entlang des Straßenzuges ist an einer Stelle, in der Nähe des Wasserturmes, noch ein Wallabschnitt erkennbar. Auf einer Karte von 1804 ist dieser Wall als „Alte Schanze“ verzeichnet, später wurde das Gelände von der Eisenbahnlinie durchschnitten und größtenteils überbaut. Warum diese Wall- oder Schanzenanlage ausgerechnet nach den Schweden benannt wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Fest steht nur, dass die Schweden Lingen nie belagert und hier auch keine Schanzen errichtet haben.
Quer zur Schwedenschanze lief früher der sogenannte Schneewall. Auch diese Bezeichnung ist in ihrer Bedeutung unklar. Die gleichnamige Straße verband früher die Kaiserstraße, die am Wasserturm endete, mit der Rheiner Straße, die an der Lookenstraße begann und mit einem Bahnübergang an der Stelle der heutigen Südbrücke die Bahnlinie kreuzte. 1944 wurde das Gebiet am Schneewall bei einem Bombenangriff schwer getroffen. Die meisten Häuser waren zerstört oder schwer beschädigt. Sie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg notdürftig wieder aufgebaut. Mit dem Bau der Südbrücke verschwand der gesamte Straßenzug und den Schneewall erinnert heute nicht einmal mehr ein Straßenname.
Fotos: Emslandmuseum Lingen, 2020
Die Schwedenschanze führt von der Rheiner Straße in Strootgebiet
Die Häuser am Schneewall standen dicht an der Eisenbahn
Die Schwedenschanz am Wasserturm in den 70er-Jahren
Das Stellwerk Rheiner Straße nach dem Luftangriff 1944 – im Hintergrund die zerbomten Häuser am Schneewall
Die Dampfloks fauchten unmittelbar am Schneewall entlang