Archivalie des Monats Dezember 2013

von Dr. Stephan Schwenke
Erste nachweisbare Ansätze für ein Archiv in Lingen sind aus dem Jahr 1628 belegt und gehen auf den Stadtsekretär Egbertus Wantscher zurück. Den Wert des Archivs als ein Ort der dauerhaften und sicheren Aufbewahrung städtischer Urkunden und anderer Unterlagen erkannte der Bürgermeister Johannes Mettingh, der durch die Notare Hermann Probstingh und Nikolaus Stockmann alle Urkunden der Stadt 1671 in ein Privilegienbuch eintragen ließ, während die Originale zusammengebunden sicher verwahrt in eine „vierkantige Kiste“ gelegt wurden. Ohne die Arbeit Mettinghs wäre heute über die Stadtgeschichte nicht viel bekannt, da viele der Originale durch die Stadtbrände im 17. und 18. Jahrhundert vernichtet wurden, das Privilegienbuch aber erhalten geblieben ist.
1745 veranlasste der Oberbürgermeister Lüning die Zusammenstellung aller „notwendigsten Sachen, Rescripte, allerunterthänigste Beantwortungen und Relationen von vielerlei Begebenheiten und auch die von Magistrats wegen mit dem Herrn Kriegs- und Domänenrat und Kommissarius loci Balcke geführten Korrespondenzen nach dem Alphabet zu spezifizieren“, damit sie in der Registratur zu finden sind.

Stadtarchiv entsteht zur 1000-Jahrfeier 

Das Stadtarchiv Lingen als Institution besteht, sieht man von seinen „Vorgängern“ in der städtischen Verwaltung im Mittelalter und der frühen Neuzeit ab, erst seit den 1980er Jahren. Vorher waren die historischen Unterlagen der Stadt Lingen als Depositum im zuständigen niedersächsischen Staatsarchiv Osnabrück verwahrt worden. Im Staatsarchiv Osnabrück wurden die Alt-Bestände auch für die Benutzung erschlossen, was man zum einen an dem umfangreichen alten Findbuch, zum anderen an den alten Osnabrücker Verzeichnungssignaturen auf den Unterlagen sehen kann.
Grund für die Gründung eines eigenen Stadtarchivs war die 1000-Jahrfeier 1975, bei der es sich zeigte, dass die Lingener Stadtgeschichte bisher nur lückenhaft aufgearbeitet war. Nach intensiver Diskussion wurden die Einstellung eines hauptamtlichen Stadtarchivars und die Einrichtung eines Stadtarchivs beschlossen.

Gedächtnis der Stadt Lingen

Am 6. November 1986 wurde das Stadtarchiv in seinen Räumen an der Baccumer Straße eröffnet. Unter dem Dach der Stadt- und Hochschulbibliothek fand man ein neues Domizil und war nun für die Lingener Bevölkerung existent und benutzbar. Als „Gedächtnis der Stadt Lingen“ bewahrt es die stadtgeschichtlich-historische Überlieferung vom Mittelalter bis zur Neuzeit.
Kernstück der Altbestände des Stadtarchivs Lingen sind, neben den 33 Urkunden (1449-1705) die insgesamt 370 laufenden Metern Akten zur Stadtgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Heute lagern in den Magazinen über 10.000 Akten, ca. 5000 Zeitungsbände ab 1836, 20.000 Fotos und Dias, sowie über 500 Karten und Pläne. Laufend werden die von der Verwaltung nicht mehr benötigten Akten, Urkunden, Protokolle oder Pläne dem Archiv zugeführt. Darüber hinaus sammelt das Stadtarchiv historisch bedeutsame Quellen zur Geschichte Lingens, wie z.B. Nachlässe, Firmen- und Vereinsakten, Zeitungen, Fotos, Fest- und Jubiläumsschriften. Der Archivsprengel umfasst die Stadt Lingen samt den eingemeindeten Ortsteilen.

Quellen:
Stadtarchiv Lingen, Dep 29b, Nr. 247, Stadtbuch von Lingen, 1628-1748;
Stadtarchiv Lingen, Dep. 29b, Nr. 255, Privilegien-Buch angelegt 1671, 1701-1713.

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