1908 Erste Beratungen
von Dr. Stephan Schwenke
Die Wasserversorgung der Städte wurde bis in die Frühe Neuzeit durch Brunnen gedeckt. In der Stadt Lingen existierten mehrere solcher Brunnenanlagen, aus denen die Bürger ihren täglichen Wasserbedarf deckten. Die Qualität des Trinkwassers war aber unterschiedlich und abhängig von der Lage des jeweiligen Brunnens. Nicht zuletzt deswegen vermutete man 1877 verseuchtes Trinkwasser als Ursache für eine Diphtherie-Epidemie in der Stadt. Mit Ausbau des modernen Verkehrswesens stieg auch in Lingen die Bevölkerung an. Hatte man 1895 ca. 6700 Einwohner, waren es 1920 bereits 11000. Dieser rasante Anstieg der Bevölkerung machte aber auch eine Verbesserung der Wasserversorgung notwendig.
Beschuluß zum Bau der Wasserversorgung
Die erste zentrale Wasserversorgung ist 1849 für Hamburg nachweisbar. Es folgten 1855 Berlin und 1859 Magdeburg bevor dann ab den 1860er Jahren die meisten größeren Städte nachfolgten. In Lingen wurde in einer öffentlichen Sitzung der städtischen Kollegien am 1. Dezember 1908 über den Bau einer Wasserleitung beraten. Der Zivilingenieur Glaß aus Barmen referierte dabei über das von ihm ausgearbeitet Projekt zur Wasserversorgung der Stadt Lingen. Die städtischen Kollegien beschlossen in der Sitzung, den Zivilingenieur Glaß mit der Bauaufsicht zu beauftragen und zur Finanzierung der Kosten eine Anleihe von 225000 Mark aufzunehmen.
1909 wird der Wasserturm gebaut
Der Plan des Ingenieurs Glaß sah vor, im Stroot-Gebiet 2 Brunnen zu bohren, die durch eine Hebeleitung mit einem Wasserturm verbunden wurden. Der Wasserturm sollte, auch des einheitlichen Betriebs wegen, beim Gaswerk errichtet werden.
Mit dem Bau des Wasserturms wurde 1909 die Firma G. Lühn beauftragt. Dem in ziegelbauweise errichteten, sich nach oben verjüngenden Turm ist ein stählender Wasserbehälter aufgesetzt worden, den man außen mit Blendfenstern verzierte. Aufgesetzt wurde ihm noch eine zeltdachförmige, ziegelgedeckte Haube.
Der Wasserturm sicherte die Versorgung der Stadt bis 1984 und gehört heute noch mit seiner Höhe von 42,6 Meter unwiderruflich zum Lingener Stadtbild.