Archivalie des Monats Juli 2009

von Dr. Stephan Schwenke

Sommerzeit, Ferienzeit, Badezeit. Auch in Lingen freute man sich früher im Sommer auf eine Abkühlung in einer der Badeanstalten der Stadt. Es gab im Stadtgebiet insgesamt davon drei: Die Warmbadeanstalt neben dem Schlachthaus, die Männerbadeanstalt am Dortmund-Ems-Kanal und die Frauenbadeanstalt, ebenfalls am Dortmund-Ems-Kanal. Bei den beiden Freibädern am Kanal nahe des Neuen Hafens handelte es sich dabei nicht um die damals üblichen Flußbadeanstalten. Beide Badeanstalten lagen für sich abgeschlossen und erhielten das Wasser durch unterirdische Rohre aus dem Kanal. Die Sauberkeit und der einwandfreien Zustand aller Anlagen wurden regelmäßig überwacht. Über eine solche Visitation gibt das Protokoll des Kreisarztes Dr. Liedig vom 5. April 1907 Auskunft.

Visitatation des Kreisarztes um 1907

Die beiden offenen Bassins der Freibäder „sind geräumig, gut gelegen, nehmen einwandfreies Wasser aus dem Kanal durch kurze Zuleitungen, in welche durch Sieb gröbere Verunreinigungen zurückgehalten werden. Der Kanal erhält keine schlimmen Zuflüsse aus der zum guten Teil oberhalb gelegenen Stadt. Die Durchströmung des Bassins ist genügend, so dass eine ausgiebige andauernde Erneuerung des Bassinwassers gesichert ist. Vor Saisonbeginn erfolgt eine ausgiebige gründliche Entschlammung des Grundes.“ Der Kreisarzt geht dann weiter auf den Badebetrieb an und weist auf den Mangel an Schwimmunterricht hin. Es wäre nötig besonders für die Schüler vermehrt Schwimmunterricht zu erteilen, „denn die Mädchen haben ihn ebenso nötig wie die Jungen.“

Warmbadeanstalten um 1907

Anders die Zustände in der Warmwasserbadeanstalt, wo Dr. Liedig die Erweiterung durch einen zusätzlichen Brauseraum und einen weiteren, abgetrennten Warteraum empfiehlt. Besonders ein neuer Warteraum liegt ihm am Herzen, da dieser nötig sei, „um die Kinder nach dem Bad sich abkühlen und so an die Außenluft gewöhnen zu lassen.“ Insgesamt kommt er aber zu einem positiven Fazit. Die Stadt stelle allen Bevölkerungsschichten gute Bade-Einrichtungen zur Verfügung. „Weitere Einrichtungen braucht die Stadt nicht, da ein großer Teil der Bevölkerung die Wannen- und Brausebäder der Eisenbahnwerkstätten frei hat.“

Die Mili

Beim Bau der Scharnhorstkaserne errichtete man auch eine Standortbadeanstalt nur für Militärangehörige. Diese Badeanstalt wurde 1948 für die Zivilbevölkerung geöffnet und erfreute sich großer Beliebtheit. Später entstanden an dieser Stelle das Offiziersheim und die Standortverwaltung. Heute können sich die Lingener im Linus erfrischen.

 

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