Archivalie des Monats Juni 2009

von Dr. Stephan Schwenke

Der Pferderennsport hat eine lange Tradition. Das erste Rennen wurde 1822 in Deutschland in Bad Doberan durchgeführt. Der Pferderennsport breitete sich im Land aus und fand viele Anhänger. In rascher Folge entstanden Rennbahnen, so in Münster, Castrop, Burgsteinfurt und in Quakenbrück. Auch in Lingen begann man sich für den Pferderennsport zu interessieren.

Graf von Galen ist treibende Kraft

Treibende Kraft des 1920 gegründeten Emsländischen Rennvereins in Lingen war neben dem Landrat Dr. Pantenburg Graf von Galen, der sich im Sommer 1920 an die Stadt Lingen mit der Bitte wandte, dem noch zu gründenden Pferderennsportverein ein Grundstück im Bereich der Haselünnerstrasse zur Verfügung zu stellen. In seinem Schreiben an den Vorsitzenden der Forstkommission, Herrn Senator Gilles, fragte er an, „ob die Stadt nicht geneigt sein würde, ein hier sich eventuell bildenden Rennverein als Rennbahn das ihr an der Haselünnerstrasse gehörige (…) Grundstück zu überlassen.“ Es handelte sich dabei um ein 100 Morgen großes Stück Land, das sich links von der Straße „beim Übergang der Kleinbahn über dieselbe an der Haltestelle Stadtflur und links vom Wege nach dem Ochsenbruch“ erstreckte. Wenn die Stadt das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung stellen würde, käme der Rennverein für die Einrichtung und die Instandhaltung der Bahn auf. Graf von Galen wies darauf hin, dass die Stadt durch den Bau der Pferderennbahn finanzielle Vorteile erwarten dürfe, wie das Beispiel Quakenbrück zeige. Die dort schon länger bestehende Rennbahn hatte einen regen Zuschauerzuspruch zu verzeichnen und verhalf so der heimischen Geschäftswelt und der Stadtkasse durch direkte und indirekte Steuern zu höheren Einnahmen. Dem Ansinnen des Rennvereins wurde von Seiten der Stadt entsprochen. Auf dem Gelände im Bereich der heutigen Schillerstraße wurde noch im gleichen Jahr mit dem Bau der Rennbahn begonnen. In den folgenden Jahren fanden dort im Frühjahr und Herbst gut besuchte Pferderennen und Leistungsübungen statt.

Nur kurze Euphorie

Im Lingener Volksboten vom 20. Mai 1922 findet sich die Ankündigung zum Frühjahrs-Pferderennen des Emsländischen Renn- und Pferdezuchtvereins. Das Rennen begann um 2 Uhr nachmittags, der Eintritt kostete 5 Mark und abends fand um 19.30 Uhr bei Nave und auf der Wilhelmshöhe ein großer Rennball statt. Die Euphorie um den Pferderennsport dauerte aber nicht lange an. Das letzte Rennen fand 1928-29 statt. Anschließend wurde das Gelände von der Reichswehr oder für Motorsportveranstaltungen genutzt.

 

 

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