Archivalie des Monats Februar

von Dr. Stephan Schwenke

Lotterieähnliche Glückspiele gab es in Holland und in Italien bereits im 14. Jahrhundert. Zunächst wurden Sachpreise verlost, erst allmählich führten die Veranstalter Geldgewinne ein. Rasch wurde erkannt, dass sich solche Lotterien zu bestimmten Zwecken kanalisieren ließen. Es bildeten sich unterschiedliche Verlosungen aus, deren Erlöse zunächst sozialen oder kirchlichen Projekten und Einrichtungen zugute kamen. Dazu zählten z.B. die so genannten Brandlotterien, die dem Aufbau abgebrannter Städte dienten, oder Lotterien zum Bau von Kirchen, Armen- oder Zuchthäusern. Auch der Staat erkannte sehr schnell die Möglichkeit, durch die Durchführung eigener Lotterien die Staatsausgaben zu finanzieren und die chronisch leeren Kassen zu füllen.

Die Archivalie des Monats Februar steht im Zusammenhang mit der Durchführung einer „zum besten des Landes abzielender und zur Erhaltung vieler hundert armer Leuten gereichende Lotterie.“

1745 regte der Preußenkönig Friedrich II. auf Betreiben des Kaufmanns und Tapetenhändlers Charles Vigne die Durchführung einer besonderen Lotterie an. Dabei sollte es sich um eine Tapeten-Lotterie mit insgesamt 14400 Losen handeln, bei der man teils Geld teils besondere Tapeten gewinnen konnte. Bei den Tapeten handelte es sich um so genannte Hautelisse-Tapeten, die ähnlich wie Gobelins aus Seide oder aus Seide und Wolle verfertig wurden. Ausgeschüttet werden sollten 3204 Gewinne, wobei der erste Preis eine aus 5 Teilen bestehende Hautelisse-Tapete mit Darstellungen der Historie des Don Quichotte war. Bei einem Lospreis von 5 Reichstalern verteilte man Gewinne von insgesamt 72000 Reichstalern.

Preußenkönig verfolgt kommerzielle Ziele

Friedrich II. verfolgte mit dieser Lotterie ganz kommerzielle Ziele. Es ging ihm aber nicht um die Einnahmen aus der Lotterie sondern um die Wiederbelebung der Wirtschaft. Der Kaufmann Vigne besaß in Berlin eine Tapetenfabrik. Durch die Kriegswirren des 2. Schlesischen Krieges lag der Absatz nun aber brach. Um das Geschäft wieder anzukurbeln und auch um zu verhindern, dass die Fabrik ins Ausland abwanderte, regte der Preußenkönig nun die Verlosung an. Um zu verhindern, dass die Verlosung nicht den erhofften Erfolg hat, wurde sanfter Druck auf die preußischen Beamten ausgeübt, sich „zum besten des Landes“ an Loskäufen zu beteiligen. Auch sollten sie auf besonders vermögende Mitbürger einwirken, sich auch ein Los zu kaufen. Wie der Archivalie des Monats zu entnehmen, forderte die preußische Regierung in Minden am 16. Juli 1745 den Magistrat der Stadt Lingen auf, sich binnen 8 Tagen beim zuständigen Kammer-Registrator Borries zu melden und diesem die Summe der zu erwerbenden Lose mitzuteilen.

Ob diese Maßnahmen den gewünschten Erfolg brachten, ist nicht bekannt.

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