Archivalie des Monats Januar 2012

von Dr. Stephan Schwenke

Kaum jemand, der heute über den Markt geht, wird sich vorstellen können, dass vor knapp 40 Jahren noch der Hauptverkehr von Nord nach Süd und von West nach Ost über den Marktplatz floss. Ein reger Auto- und Busverkehr prägten die Innenstadt mit ihren teilweise verwinkelten Gassen. Lingen entwickelte sich in der 1950er und 1960er Jahren zum zentralen Dienstleistungs- und Versorgungszentrum des südlichen Emslandes, was aber gleichzeitig ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit sich brachte. Die PKWs brauchten ausreichend Parkplätze, die man auf dem Marktplatz und in den angrenzenden Straßen schuf. Selbst auf dem Professorenplatz wurden Parkplätze eingerichtet. Die enge Straßenführung konnte den steigenden Individualverkehr nicht verkraften. Es fehlte an Parkplätzen und das obwohl man den Marktplatz ja schon zur Parkfläche degradiert hatte.

 

Innenstadtsanierung begann 1971

Bereits Mitte der 1960er Jahre wurden erste Überlegungen zur Verbesserung der Verkehrssituation gemacht. Ein Plan sah etwas vor, das Straßennetz in der Innenstadt zu verbreitern. Anstatt der teilweise nur einseitig zu befahrenen Straßen sollten breite, großzügige Verkehrsachsen quer durch die Stadt geschaffen werden. Dies hätte u.a. dazu geführt, dass alte Bausubstanz wie etwa die Alte Posthalterei diesem Bauvorhaben zum Opfer gefallen wäre. Zum Glück für die Stadt entschied man sich nicht für dieses Projekt, sondern verfolgte die Grundideen, den sich in der Innenstadt kreuzenden Verkehr an den Stadtrand zu verlagern sowie den Marktplatz selbst und die historischen Innenstadtstraßen zu einer Fußgängerzone umzuwandeln. Ein weiteres Ziel war, die Innenstadt als Wohngebiet und gleichzeitig als Einkaufszentrum attraktiver zu machen. Als Ersatz für die wegfallenden Parkflächen sollte unter dem Marktplatz eine Tiefgarage gebaut werden. Um die Bevölkerung an den neuen Planungen teilhaben zu lassen, wurde eine großangelegte Fragebogenaktion durchgeführt, bei der Jeder seine Meinung zu dem Projekt und eventuelle Verbesserungsvorschläge abgeben konnte.Die Innenstadtsanierung, die 1971 begann, hatte hauptsächlich zum Ziel, den Marktplatz als Zentrum des städtischen Kernbereichs wieder herzustellen und die Innenstadt durch die Schaffung von Wohnraum wieder zu beleben. Um die Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu entlasten, baute man eine 16 km lange Umgehungsstraße, die den Verkehr der B 70 und der B 213 um den Stadtkern herum führt.

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