Archivalie des Monats April

von Dr. Stephan Schwenke

Die Turnbewegung wurde 1807 vom Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) begründet. Turnen, vor allem das Geräteturnen, war fester Bestandteil des Schulunterrichts. Geturnt wurde an den Ringen, am Pferd, am Barren und am Reck. Neben dem Schulsportunterricht wurde auch in den Sportvereinen viel geturnt.

In Lingen wurde 1912 vom Magistrat der Beschluss gefasst, eine städtische Turnhalle zu erreichten. Als Baugrundstück wurde das städtische Grundstück an der Männerbadeanstalt am Alten Hafen vorgesehen. Die Baukosten sollten 31000 Mark betragen. Die geplante Halle hatte laut Bauskizze des beteiligten Architekten Lühn eine Länge von 31 Metern, eine Breite von 15 Metern und eine Höhe von 14 Metern. Das Gebäude umfasste noch eine Hausmeisterwohnung und ein Vereinszimmer und war teilunterkellert.

Halle wird der Lingener gewidmet

Die Eröffnung der Turnhalle fand am 18. Juni 1913 zum 25. Krönungsjubiläums Kaiser Wilhelms II. statt. Dazu wurde folgende Inschrift enthüllt: „Im Jahre 1913, im hundertsten Jahre nach den glorreichen Befreiungskriegen und im fünfundzwanzigsten Jahre der Regierung Kaiser Wilhelms II. ist diese Halle der Jugend der Stadt Lingen gewidmet.“

Oft Streit wegen Nutzung der Turnhalle

Zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Halle und zur Pflege der Turngeräte wurde ein Hauswart eingestellt, der über die Einhaltung der eigens aufgestellten Hausordnung wachen sollte. Die Benutzung der Turnhalle war den Schulen und den Sportvereinen der Stadt vorbehalten und wurde durch einen Stundeplan geregelt. Daneben durften auch die Lehrlinge des Eisenbahnausbesserungswerkes und die Schutzpolizei die Halle für ihre turnerischen Übungen nutzen. Während die Schulen in den Vormittagsstunden ihren Turnunterricht abhielten, blieben den Vereinen die Nachmittag. Wie aus einem Protokoll des Ortsausschusses für Jugendpflege vom 20. Dezember 1928 ersichtlich, gab es oft Streit wegen vermeintlicher ungerechter Behandlung in Bezug auf die Übungsstunden. Um diese Streitigkeiten zu schlichten, beschloss der Ortsausschuss eine Neureglung der Turnzeiten in der städtischen Turnhalle. Es wurde festgelegt, jedem Turn- und Sportverein einen „Nachmittag von 5-10 Uhr zur Verfügung zu stellen.“ Der neu erarbeitete Plan sah vor, dass zur festgelegten Zeit Montags der Katholische Jungfrauen Verein, Dienstags der Sportverein Vorwärts, Mittwochs der Sportverein Lingen, Donnerstags die Deutsche Jugend Kraft und Freitags der Verein Gut Heil die Halle benutzen durfte. Der Beschluss des Ausschusses wurde vom Magistrat der Stadt Lingen am 11.1. 1929 genehmigt.

 

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