Aus alten Zeitungen… März 1912
Lingen, 2. März – Schule. Katholische Volksschule Lingen. Kinder, die zu Ostern diesen Jahres schulpflichtig werden, sind am Sonntag, den 3. oder Montag, den 4. März, in der Zeit von mittags 12 – 1 Uhr anzumelden, die Knaben in der Knabenschule, die Mädchen in der Mädchenschule. Es können zu Ostern aufgenommen werden, alle Kinder, die bis zum 1. Oktober 1912 das 6 Lebensjahr vollenden. Stevens, Hauptlehrer. (LV 23v).
Lingen, 3. März – Lokale Nachrichten. Das Bettlerunwesen wird von nachstehendem uns mitgeteilten Fall recht drastisch beleuchtet, der beweist, dass so sehr viele Berufsbettler heute die Landstraße unsicher machen und dem Sprichwort huldigen: „Wer Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt.“ Man schreibt uns: Im vorigen Jahre hatte ich vierzehn Tage vor Weihnachten einen Burschen in Arbeit genommen. Er erzählte mir, dass er absichtlich zwanzig Jahre nicht in seinem Beruf gearbeitet hätte. Und richtig, zu Weihnachten verlangte er seine Papiere. Ich sagte ihm, er könne den ganzen Winter bei mir arbeiten, überhaupt immer. Und was bekam ich für eine Antwort: „Mir kann kein Arbeitgeber das bieten, was mir die Landstreicherei bietet.“ Da braucht man sich nicht zu wundern, dass er mir noch erzählte, es gäbe soviel solcher Elemente in Deutschland, wie das stehende Heer groß ist“, und ferner, dass er sich zu Weihnachten sonst immer in Berlin aufgehalten habe, denn da gäbe es viel geschenkt von reichen Leuten. Diese Menschen leben demnach besser und sorgenfreier als das arbeitende Volk, das sie noch unterstützt. (LW 45 r)
Lingen, 3, März – Tödlicher Unfall. Auf der Schleusenbaustelle Gleesen bei Lingen fanden 2 blühende Menschenleben, die Zimmerleute G. und K. aus dem hiesigen Kreise ihren Tod durch Ertrinken. Dieselben waren mit 5 anderen Leuten damit beschäftigt, einen Prahm mit Zementrohren zu entladen. Hierbei kenterte das Fahrzeug und begrub die Leute unter der Last der Rohre. 5 Arbeiter konnten sich retten, während die beiden genannten Leute ihren Tod in den Fluten fanden. Die Leichen wurden durch einen Taucher gleich nach dem Unfall geborgen. (LW 45r)
Lingen, 17. März – Anzeige. Evangelischer Arbeiter-Bildungs-Verein. Sonntag, 17. März 1912 abends 8 ½ Uhr im Hotel Nave: Familienabend. I. Teil. Vortrag des Herrn Pastor Frisius über „Friedrich der Große und seien Zeit.“ II. Teil Lichtbilder. Eintritt frei. Der Vorstand. (LW 57v)
Lingen, Städtische Mädchenschule. Am 14. diesen Monats fand unter Vorsitz des Herrn Oberlyzealdirektors Dr. Gerlach, Osnabrück, die diesjährige Abschlussprüfung statt. Die Schülerinnen Grete Detering, Liesel Frisius, Grete Ostermann und Toni Weisert haben sich der Prüfung unterzogen und sämtlich die Prüfung bestanden. Sie haben damit die Berechtigung zum Eintritt in die erste Klasse des Lyzeums erworben. (LW 58r)
Lingen, 30. März – Ausschreibung. Die Maurer-, Zimmerer-, Dachdecker-, Tischler- und Glaserarbeiten zum Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses für Herrn Wilhelm Breloh, Leschede, sollen vergeben werden. Zeichnungen liegen beim Bauherren und bei mir aus. Verdingunsgunterlagen können vom Unterzeichneten bezogen werden. Johannes Lühn, Architekt. Büro: Große Straße 1. (LV 35 r).