Nach dem Tod des kinderlosen Prinzen Wilhelm III. von Oranien fiel Lingen an den König von Preußen. Die Stadt an der Ems wurde Verwaltungsmittelpunkt für die seit 1707 wiedervereinigten Grafschaften Lingen und Tecklenburg.
Der Wechsel der Landesherrschaft bedeutete zwar ein Ende der politischen, jedoch keineswegs der wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen zu den Niederlanden. Noch längere Zeit war Niederländisch in Kirche und Schule, aber auch im Alltag die vorherrschende Sprache. Die Studenten der Universität, teilweise auch die Professoren kamen zunächst weiterhin überwiegend aus den Niederlanden. Umgekehrt wanderten zahlreiche junge Lingener in das wirtschaftlich besser entwickelte Nachbarland aus und ließen sich dort nieder. In den Heiratsregistern der Stadt Amsterdam sind z.B. in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts insgesamt 325 Männer und 478 Frauen aus Lingen als Ehepartner verzeichnet. Der holländische Gulden war die in Lingen gängige Währung. In den Sommer- und Herbstmonaten passierten täglich bisweilen 1.000 und mehr Saisonarbeiter, sogenannte Hollandgänger, den Emsübergang bei Lingen. Sie kamen aus ganz Nordwestdeutschland und verdienten als Saisonarbeiter in den Niederlanden ihren Lebensunterhalt.

Auf konfessionellem Gebiet brachte die preußische Toleranzpolitik einen allmählichen Wandel. 1717 wurde den Katholiken der Gottesdienst in Privathäusern gestattet, woraufhin sie noch im gleichen Jahr an der Burgstraße eine einfache Kirche ohne Turm bauten. Die Zeit, in der sie für ihre religiösen Verrichtungen in das benachbarte zum Fürstbistum Münster gehörende Darme ausweichen mußten, hatte ein Ende. Die 1728 gegründete lutherische Kirchengemeinde, zu der vor allem Beamte zählten, konnte 1737 ihre neben der Lateinschule neu erbaute Kirche einweihen. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts hatte ein jüdischer Haushalt Wohnrecht in Lingen. Als Begräbnisplatz der Juden in der Grafschaft Lingen diente der sogenannte Judenberg, eine Sanddüne in der Nähe des christlichen Friedhofs.

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