Die Zeit der oranischen Herrschaft über Lingen dauerte etwa sieben Jahrzehnte. Sie bedeutete für die Stadt eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und eines regen Austausches mit den benachbarten niederländischen Provinzen. Zeugnisse dieser Epoche sind eine Reihe repräsentativer, teilweise heute noch das Stadtbild prägender Bauten, die damals von Lingener Bürgern oder landesherrlichen Beamten errichtet wurden.
Weniger Erfolg hatten die oranischen Landesherren mit ihrer Religionspolitik. Ihr Versuch, die mehrheitlich katholische Bevölkerung der Stadt auf dem Verordnungsweg und durch obrigkeitliche Zwangsmaßnahmen dem reformierten Bekenntnis zuzuführen, scheiterte. Doch mit den dabei geschaffenen Bildungseinrichtungen setzten sie wichtige Akzente für die weitere Entwicklung Lingens. Die bereits vorhandene Lateinschule wurde auf vier Klassen erweitert und für sie in den Jahren 1678-1680 ein geräumiges Schulgebäude mit entsprechenden Klassenräumen und einem großen Auditonum geschaffen. Der besseren Unterbringung von Lehrern und Schülern diente das 1684/85 erbaute Seminarium. 1697 wurde schließlich das Gymnasium academicum feierlich eröffnet. Die Lingener ,,Universität“ entsprach dem Typ einer reformierten Hohen Schule mit vier Fakultäten, aber ohne Promotionsrecht. Lingen hatte dadurch ein Bildungssystem in seinen Mauern, mit dem es die meisten Städte vergleichbarer Größe weit übertraf. Die wirtschaftliche Situation der Bürger besserte sich vor allem durch die Universität merklich.